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Daten, das Gold des 21. Jahrhunderts

Und was wir tun können, um mit unseren Daten sorgsamer umzugehen.

In der Umgangssprache zählen Fakten, Gegebenheiten, Tatsachen oder Ereignisse zu Daten.

In der IT unterscheiden wir zwischen Objektdaten und Metadaten. Ein Buchtitel oder ein Musikstück wären die Objektdaten. Metadaten sind strukturierte Daten, die Informationen über Merkmale anderer Daten enthalten. Also die Eigenschaften von einzelnen Objekten. Und sie sagen mehr über uns aus als, als den meisten bewusst ist. Bei einem Musikstück zählen Komponist, Sänger, Band oder Länge dazu. Bei einem Buch Autor, Anzahl der Seiten, Verlag oder ISBN-Nummer. Und auch bei allen, was wir im Internet tun, fallen Metadaten an. Diese Daten sind das Gold des 21. Jahrhunderts. Schauen wir uns das einmal genauer an:

Verkehrsdaten im Internet

Hierzu zählt sämtliche Kommunikation, jede SMS, jedes Telefongespräch, jede E-Mail und sämtliche Nachrichten über Messanger Dienste wie WhatsApp. Daten die hierbei anfallen sind die Identitäten des Senders und des Empfängers, wann kommuniziert wurde und wie lange die Kommunikation gedauert hat. Bei der Verwendung von mobilen Geräten wie Smartphones wird auch der Ort, an dem sich Sender oder Empfänger zum fraglichen Zeitpunkt befunden haben, übertragen.

Surfen im Internet

Auch beim Surfen im Internet hinterlassen wir unsere Spuren. Diese werden auf unserem Rechnern gespeichert in sogenannten Cookies. Cookies sind kleine Dateien, die eine Webseite ablegt. Diese Cookies können verschiedene Informationen beinhalten.

Session Cookies

Nun sind Cookies nicht per se schlecht. Session Cookies sind hilfreiche Cookies, die dafür sorgen, dass wir uns nicht alle paar Sekunden auf einer Webseite neu anmelden müssen. Dies geschieht über eine ID, die über die gesamte Sitzung einem Cookie vorgehalten wird. Sobald die Webseite die Verbindung zum Server verliert, z.B. durch das Schließen des Browsers wird das Cookie gelöscht und für einen erneuter Verbindungsaufbau muss das Passwort neu eingegeben werden.
Diese Cookies werden auch für den Warenkorb eines Onlineshops verwendet. Zum Beispiel habe ich gerne mehrere Tabs eines Shops offen. Wenn ich nun 3 Tabs offen habe und von jedem Tab die Ware in den Warenkorb lege, aktualisiert der Tab über das Cookie den Inhalt des Korbes und weiß, was ich über die anderen Tabs hineingelegt habe. Ohne Cookie wüsste jeder Tab nur von seinem Inhalt und ich müsste dreimal zur Kasse gehen. Mit diesem Verfahren hätte sich der Onlinehandel wohl niemals durchgesetzt.

Cookies von Erstanbietern

Erstanbieter Cookies werden dauerhaft in den Speicher des Gerätes geschrieben, mit dem eine Webseite aufgerufen wird. Das heißt, sie werden nach dem Schließen des Webbrowsers nicht gelöscht. Und sie werden ausschließlich von dem Anbieter der aufrufenden Webseite verwendet. Diese Cookies sollen das Surfen auf der Webseite so bequem wie möglich gestalten. Melde ich mich zum Beispiel auf einer Webseite an, schließe den Browser und öffne ihn wieder, bleibe ich angemeldet.

Cookies von Drittanbietern oder Tracking Cookies

Dann gibt es noch die Tracking Cookies bzw. Cookies von Drittanbietern. Auch sie werden in den Speicher des Gerätes geschrieben, welches eine Webseite aufruft. Diese melden ihre Daten aber nicht dem Anbieter der Webseite zurück, sondern dem Cookie Anbieter. Tracking Cookies werden hauptsächlich für Marketing und Werbezwecke verwendet und von Dienstleistern zur Verfügung gestellt. Dies kann über verschiedene Ressourcen erfolgen z.B.
• Werbeanzeigen,
• Social-Media-Widgets (Like-Buttons oder Kommentarbereiche)
• Webanalysen.

Ein klicken auf die jeweilige Ressource ist nicht nötig. Sobald die Webseite geladen wird, wird ein Cookie erstellt und an die entsprechende Firma gesendet. In der Auswertung meines Browsers sehe ich zum Beispiel, dass google.com in den letzten 30 Tagen auf 39 aufgerufenen Seiten vertreten war. Schaut man sich die Auswertung der 10 meist gefunden Tracker meiner letzten 30 Tage an, kann man sehen, dass 7 davon zu Google gehören, 2 zu Facebook und 1 zu Cloudflare. So könnte Google ein sehr genaues Bild meiner Internetaktivitäten zeichnen, wenn mein Browser ihn dann ließe.

Tabelle der Cookies der letzten 30 Tage: 1.google.com 39 Websites, 2. doubleclick.net 31, 3. google-analytics.com 27, 4. googletargetmanager 26, 5. googleadservice.com 17, 6. googlesyndication.com 15, 7. facebook.com 13, 8. cloudflare.com 12, 9. facebook.net 12, 10. googletargetservices.com 9

Welche Daten sammeln Tracking Cookies?

  • Besuchte Webseiten
  • Suchanfrragen (Hobby, Gesundheitsfragen, politische Einstellungen, etc.)
  • Einkäufe
  • Geräteinformationen
  • Standort (geografisch, IP-Adresse)
  • Wann und wo Werbung angezeigt wurde
  • Wie oft eine Anzeige angezeigt wurde
  • Auf welche Links geklickt wurde

Aber die Daten sind doch anonym und man kann keine Rückschlüsse auf die Person ziehen!?

In der Theorie ja. Wie treffend diese Datensammlungen sein können, hat eine Werbekampange von Signal gezeigt. Hierbei wurden Anzeigen geschaltet, die den Inhalt von Cookies wiederspiegeln. Leider wurde die Kampagne nach kurzer Zeit unterbunden.

Die Anzeigen hatten folgende Inhalte:

"You got this ad because you're a K-pop-loving chemical engineer. This ad used your location to see you're in Berlin. And you have a new baby. And just moved. And you're really feeling those pregnancy exercises lately."

"Du hast diese Anzeige bekommen, weil du ein K-Pop-liebender Chemieingenieur bist. Diese Anzeige hat deinen Standort verwendet, um zu sehen, dass du in Berlin bist. Und du hast ein neues Baby. Und gerade umgezogen bist. Und du hast in letzter Zeit wirklich Lust auf Schwangerschaftsgymnastik."

"You got this ad because you're a teacher, but more importantly you're a Leo (and single). This ad used your location to see you're in Moscow. You like to support sketch comedy, and this ad thinks you do drag."

"Du hast diese Anzeige bekommen, weil du Lehrerin bist, aber vor allem, weil du Löwe (und Single) bist. Diese Anzeige hat deinen Standort verwendet, um zu sehen, dass du in Moskau bist. Du unterstützt gerne Sketch-Comedy, und diese Anzeige denkt, du unterstützt den Widerstand."

"You got this ad because you're a GP with a Master's in art history. Also divorced. This ad used your location to see you're in London. Your online activity shows that you've been getting into boxing, and you're probably getting there on your new motorcycle."

"Du hast diese Anzeige bekommen, weil du Allgemeinmedizinerin bist und einen Master in Kunstgeschichte hast. Außerdem sind Sie geschieden. Diese Anzeige hat deinen Standort verwendet, um zu sehen, dass du in London bist. Ihre Online-Aktivitäten zeigen, dass Sie sich mit Boxen beschäftigen und wahrscheinlich mit Ihrem neuen Motorrad dorthin fahren."

Was wohl passiert, wenn die Daten in Hände gelangen, die uns nicht wohlgesonnen gesinnt sind?

Alle Daten, die einmal erhoben worden sind, werden gespeichert, ausgewertet und ggf. auch verkauft. Der Datenschutz kann nur einen Teil leisten. Wir müssen uns bewusst machen, dass Datenhoheit ein wichtiges Gut ist. Dass wir bestimmen, wer unsere Daten sammelt und wer nicht. Und vor allem, wo sie verwendet und an wen sie weitergegeben werden.

Wenn ich einen Dienst in Anspruch nehme, frage ich mich auch: Was ist sein Kerngeschäft? Womit verdient das Unternehmen Geld? Nehmen wir zum Beispiel Google. Googles Kerngeschäft ist der Verkauf von Werbung. Nicht das Bereitstellen von Suchergebnissen. Was benötigen sie um Werbung zu verkaufen? Viele Daten, um die Werbung so persönlich wie möglich zu gestalten. Wo sammeln sie die Daten? Per Cookies auf etlichen Webseiten, im Chrome Browser, auf dem Android Smartphone. Da kommt eine Menge zusammen.

Aber die haben unsere Daten doch eh schon alle. Da kann man nichts machen.

Das stimmt so nicht. Daten müssen aktuell sein und wir haben es in der Hand, wem wir welche Daten geben. Ich setzte da stark auf Dezentralisierung. Facebook nutze ich ausschließlich für bestimmte fachspezifische Gruppen, die leider nur dort zu finden sind. Whatsapp habe ich gelöscht, Threema und Signal installiert.
Als Suchmaschine nutze ich zu 98% DuckDuckGo. Tracking Cookies habe ich im Firefox ausgeschalten.
DeepL hat sich bei mir als treuer Begleiter für Übersetzungen entwickelt. Für Texte bis zu 5000 Zeichen kann man die kostenlose Variante nutzen. Als Alternative zu dem Safaribrowser habe ich auf meinen Mobilgeräten die App von DuckDuckGo installiert. Auch Apple muss nicht alles wissen. 😉

Ich denke, Datenhoheit fängt bei uns an. Lasst uns anfangen etwas zu tun!